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Corona – Besorgt oder beängstigt?

Zeitaufwand: ca. 6 Min | Sam Jeanrichard | 17.03.2020

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Seit dem 14.03.2020 sind in Berlin alle Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen untersagt. Schulen und andere Einrichtungen werden spätestens ab dem 17.03.2020 geschlossen und so das Leben der Bevölkerung ziemlich eingeschränkt. Deutschland registriert täglich mehr Coronafälle und die WHO hat COVID-19 als Pandemie eingestuft.

Wenn du wie ich und viele andere auch darüber nachdenkst und liest, vielleicht sogar selbst betroffen bist und im Freundes-, Bekannten- oder Familienkreis am Coronavirus erkrankte Personen kennst, könntest du dir schon Sorgen machen.

Sollten wir Angst oder Sorgen haben?

Eine gute Frage. Eine bessere Frage ist „Sollten wir besorgt sein?“ Die Antwort lautet: „Ja.“ Wir sollten darüber informiert sein, was geschieht, und wie wir uns und unseren Nächsten schützen können. Wir sollten wissen, welchen Teil wir dazu beitragen können, um die Ausbreitung von COVID-19 zu verlangsamen. In der Bibel finden wir einige Stellen, in denen diese Besorgnis um den Nächsten zum Ausdruck gebracht wird (vgl. 2Kor 11,28; Phil 2,20; Gal 4,19).

Noch einfacher zu beantworten ist die Frage: „Machst du dir Sorgen?“ Viele Menschen würden sagen: „Ja!“

Wir blicken auf Pressekonferenzen und die Realität, die uns alle umgibt. Wir überlegen, wie wir reagieren, was wir über die Situation denken sollen und wie wir mit den Informationen umgehen, die uns präsentiert werden. Uns bleibt nicht viel mehr als das Zuschauen, wenn es um unsere direkte Beteiligung an Entscheidungen und Vorgehensweisen in unserem Land geht. Wir haben keine Kontrolle – und das kann Sorgen und Ängste zusätzlich schüren.

Was ist der Unterschied zwischen Sorgen, Angst und Besorgnis?

Sich Sorgen machen ist eine überängstliche Besorgnis, die eine Person davon abhält, ihre aktuellen Verantwortlichkeiten wahrzunehmen. Die Schrift gebraucht für „Sorgen“ das Wort „merimnaoō“, was wörtlich „zerteilter Fokus“ bedeutet. Dieses Wort kann auch mit „ängstlich“ oder „Angst“ übersetzt werden und ist mehr als nur eine Besorgnis. Es ist das Eingenommensein von dem, was passieren könnte, das einen davon abhält sich auf das Gegenwärtige zu konzentrieren. In unserem gegenwärtigen Fall nimmt die Konzentration auf das Coronavirus unüberschaubare Ausmaße an und kann eine Person davon abhalten, sich verantwortungsbewusst um seine Familie, Arbeit oder sich selbst zu kümmern.

David Powlison, Lehrer in biblischer Seelsorge, beschreibt „Sorgen“ wie folgt:

“Das Zentrum der Sorgen ist die Illusion, dass wir Dinge kontrollieren können. ‚Wenn ich nur die Zukunft kontrollieren könnte.‘ ‚Wenn ich doch nur keinen Krebs bekomme,’ … Sich sorgen zu machen setzt die Annahme voraus, dass wir die Kontrolle über das Unkontrollierbare haben können. Die Illusion der Kontrolle verbirgt sich hinter unserer Angst. Angst und Kontrolle sind zwei Seiten einer Medaille. Wenn wir etwas nicht kontrollieren können, machen wir uns Sorgen darüber.“ (1)

Die Bibel nennt Sorgen und Angst Sünde!

In Matthäus 6,19-34 spricht Jesus über das sich Sorgen machen und verbietet es drei Mal:

“Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und was ihr trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?“ – Vers 25

„Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen?, oder: Was werden wir trinken?, oder: Womit werden wir uns kleiden?“ – Vers 31

„Darum sollt ihr euch nicht sorgen um den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Jedem Tag genügt seine eigene Plage.“ – Vers 34

In Philipper 4,6 ermahnt der Apostel Paulus die Philipper: „Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.“ (2)

Was macht Sorgen und Angst zur Sünde?

Sich Sorgen machen wird zur Sünde, wenn wir die Zukunft kontrollieren wollen und Gott in Bezug auf die Zukunft nicht vertrauen. Mit anderen Worten geben wir uns lieber anderen Personen, Objekten, Ideen, Zielen, oder Idealen hin als Christus, wenn es darum geht, was mit uns oder Anderen in unserem Leben passiert. Wir irren darin, dass wir den Wunsch nach der Kontrolle über die Zukunft an die erste Stelle setzen und es vernachlässigen, zuallererst über Gott nachzusinnen und dementsprechend zu handeln. Anstatt jeden Tag für Christus zu leben, erlauben wir es unseren Sorgen, uns Zeit, Energie und Konzentration zu stehlen und wir erreichen im Endeffekt nichts (Mt 6,19-34).

Machen wir uns Sorgen, so beten wir das Wissen über die Zukunft mehr an als Gott. Wir erlauben etwas Anderem unser Herz, Gedanken und Emotionen gefangen zu nehmen, z.B. dem Wunsch, das Coronavirus nicht zu bekommen oder aufzuhalten. In diesem Fall ersetzen wir unseren Gottesdienst und unser Vertrauen auf Gottes Kontrolle mit einen scheinbaren Gott oder Götzen: unserem eigenen Verlangen, die Situation zu kontrollieren.

Die Dinge, über die wir uns Sorgen machen und vor denen wir Angst haben, zeigen uns auf, was in unserem Herzen wohnt. Die Bibel nennt es Götzendienst. Ein Götze im Herzen kann alles sein: einen Partner finden, eine Gehaltserhöhung, Kinder, Erfolg, Respekt, Meinungen von Menschen etc. All diese Götzen leben von einem selbstzentrierten Fokus und der Anbetung des „Ichs.“ Wer diesen Götzen dient, kann nicht gleichzeitig auf Gott blicken.

Wann wird gesunde Besorgnis zu sündiger Sorge?

  1. Wenn deine Gedanken sich darum drehen, die Zukunft unbedingt zu verändern oder kontrollieren zu müssen.
  2. Wenn deine Gedanken nicht produktiv sind und sich im Kreis drehen.
  3. Wenn deine Gedanken über das, was du möchtest dich kontrollieren anstatt, dass du sie kontrollierst und den finalen Ausgang dem Herrn anvertraust.
  4. Wenn deine Besorgnis dich davon abhält, andere Aufgaben zu erfüllen oder Beziehungen zu pflegen.
  5. Wenn Sorge beginnt, deinem Körper durch Stress oder Anspannung zu schaden.
  6. Wenn du hoffnungslos bist anstatt verlässliche Antworten zu finden.
  7. Wenn du gelähmt bist und nichts mehr für und mit Gott unternimmst (Du deine Aufgaben nicht wahrnimmst und deine Prioritäten vernachlässigst).

Wie sieht gottwohlgefällige Besorgnis aus?

Erstens, betest du.

Rede mit Gott über das, was dich besorgt (Phil 4,6-7). Gott ist dein himmlischer Vater, der daran interessiert ist, dass du mit Ihm kommunizierst. Erzähl es Ihm. Bitte Ihn.

Zweitens, denkst du richtig.

Halte dir biblische Wahrheiten vor Augen, die du kennst (Phil 4,8). Denke darüber nach, was die Bibel lehrt: Gott ist souverän und behält die Kontrolle (Jes 40,12ff); Gott wirkt im Leben seiner Kinder alles zum Besten (Röm 8,28); Gott möchte uns in das Bild seines Sohnes verwandeln (Röm 8,29); Gott stellt uns alles zur Verfügung, was wir benötigen, um aktuelle Krisen zu bewältigen (1Kor 10,13; 2Tim 3,16-17; 2Petr 1,3ff).

Drittens, handelst du richtig.

Wie sieht gute Vorbereitung aus? In der aktuellen Krise rund um COVID-19 können wir uns vorbereiten, indem wir grundlegende Hygieneregeln beachten, uns über offizielle Regierungskanäle informieren, unseren Nächsten höher achten als uns selbst und ihm dienen, ob an- oder abwesend. Kehre dabei immer wieder zu den ersten beiden Schritten zurück. Sie sind die Grundlage deines Handelns.

Wie können wir besonders in Zeiten des Coronavirus beten?

  1. Bete für Weisheit und Unterscheidungsvermögen während du Informationen bekommst und entscheiden musst, wie du reagierst.
  2. Bete für Gottvertrauen.
  3. Bete für Weisheit, wie du deinen Nächsten um dich herum dienen kannst.
  4. Bete für eine klare Ausrichtung auf Gott.
  5. Bete für Gottes Hilfe, in dieser angsteinflößenden Situation eine Möglichkeit zu sehen, in der Heiligung zu wachsen.
  6. Bete für die Verantwortlichen in Stadt und Land, dass sie Weisheit empfangen.
  7. Bete für Ärzte, Pflegekräfte und Personen, die sich um Erkrankte kümmern.
  8. Bete für die Erkrankten.
  9. Bete für Gesundheit.
  10. Bete, dass ein Impfstoff gefunden werden kann.
  11. Bete für Möglichkeiten in dieser Kreise das Evangelium zu verkünden, denn das von Jesus Christus spricht die weitaus schlimmere Krise an: die Sünde im Herz des Menschen! Gleichzeitig gibt die frohe Botschaft vom Herrn Jesus weitaus größere Hoffnung als eine medizinische Lösung, nämlich die Erlösung durch den Tod und die Auferstehung Jesu, die jedem Glaubenden ewiges Leben einbringt.

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(1) David Powlison, Worry, Philipsburg: P&R Publishing, 2004, pg. 12.

(2) Alle zitierten Bibelverse entstammen der Schlachter 2000 Übersetzung, Copyright © Genfer Bibelgesellschaft, CH-1204 Genf.

Blogpost im englischen Original: https://kevincarson.com