Zeitaufwand: ca. 6 Min | Sam Jeanrichard | 20.04.2020
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Supermärkte, Arbeitsplätze, öffentliche Verkehrsmittel: Überall ist die Stimmung angespannt, gereizt und fast schon feindselig. In Situationen wie der aktuellen Coronakrise reagieren Menschen unterschiedlich. Wut, Verzweiflung, Angst, Torheit treten zu Tage, um nur einige Reaktionen zu nennen. Darüber hinaus, wie reagieren wir auf Situationen, die wir nicht in der Hand haben? Wie gehen wir damit um, wenn Situationen oder Beziehungen nicht in unseren Plan passen?
Die aktuell beobachtbare Panik und Angst sind begründet und nachvollziehbar. An dem Coronavirus könnte man sterben und die Schrift macht deutlich, dass der Mensch im unerlösten Zustand Todesangst hat:
“…und alle diejenigen befreite, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben hindurch in Knechtschaft gehalten wurden.“– Hebr 2,15 (1)
Wenn eines Tages das Gericht kommt (Hebr 9,27) und jeder Mensch weiß, dass es einen Gott gibt (Röm 2,14-16), vor dem er eines Tages Rechenschaft ablegen muss (Hebr 4,13), dann ist es verständlich, dass er die größtmögliche Kontrolle über die derzeitigen Geschehnisse behalten will. Es wird aber auch deutlich, dass Corona nicht schuld ist, wenn es um Panik, Angst, Wut, Verzweiflung oder Torheit geht. Vielmehr offenbart dieses Virus, was im Herzen der Menschen vor sich geht.
Das Herz
Wenn die Bibel vom Herzen spricht, redet sie von den Gedanken, Motiven, Gefühlen und Absichten des Menschen. Seit dem Sündenfall sehen wir, dass das Herz böse ist „allezeit“ (1Mo 6,5). Wir lernen anhand der Schrift, dass unser Herz überaus trügerisch ist (Jer 17,9) und dass es die Quelle dessen ist, was unsere Lippen verlässt (Mk 7,14-23). In unserem Herzen entstehen unsere Wünsche und Begierden, die wir als Götzen anbeten, wenn wir bereit sind dafür zu sündigen (vgl. Mt 6,19-24). Die weltweite Pandemie bringt nur die weltweite Epidemie der Sünde zum Vorschein – vielleicht in einem Ausmaß, das wir in unserer Generation bis jetzt noch nicht erlebt haben, weil das Herz so vieler Menschen auf einmal offenbar wird. Aber Corona ist nicht schuld an der Reaktion der Menschen. Keine Situation ist schuld an der Reaktion eines Menschen. Situationen wie Arbeitslosigkeit, Singlesein, ein Kind zu verlieren, am Existenzminimum zu leben oder einen Ehepartner zu haben, der nicht deinen Vorstellungen entspricht, bewirken nicht deine Reaktion, sondern enthüllen, was in deinem Herzen ist. Weil dein Herz der Sitz deines Wesens ist, fordert uns Sprüche 4,23 dazu auf: „ Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus.“
Umstände tragen keine Schuld?!
Jetzt stellt sich dir die Frage: „Tragen meine Lebensumstände keine Schuld?! – Hast du eine Ahnung! Wären meine Umstände besser, würde es mir besser gehen.“ Die Schrift zeigt uns auf, dass die Umstände nicht schuld sind, sondern zum Vorschein bringen, was wir uns wünschen, was wir begehren – ja – was wir anbeten (vgl. Jak 4,1). Wären die Umstände schuld an deiner Reaktion, hätte Hiob Gott nicht in seinem plötzlichen Leid gelobt (Hi 1,21-22). Dann hätten sich Daniels Freunde unweigerlich vor dem aufgestellten Götzenbild verbeugt (Dan 3.6). Ja, dann hätten Paulus und Silas im Gefängnis niemals gesungen (Apg 16,23-34). Wären die Umstände schuld an der Reaktion, dann müssten die Umstände bei jedem Menschen dieselbe Reaktion hervorrufen. Dass dem nicht so ist, erleben wir aktuell überall. Einige Menschen werden wütend und sprechen dich im Supermarkt unfreundlich an, während andere sich aus Angst vor Ansteckung vermummen. Den nächsten Leuten ist es egal und sie verhalten sich töricht, ohne sich und andere zu schützen. Die vierte Gruppe verzweifelt über ihre erkrankten Angehörigen. Es ist unmöglich alle Reaktionen aufzuzeigen, die unser Herzen fabriziert, weil unsere Herzen Götzenfabriken sind, die aufgrund ihrer Wünsche und Begierden reagieren.
Wie erkenne ich mein Herz?
David betet in Psalm 139,23-24: „ Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg!“
Davids Gebet sollte auch unser Gebet sein, denn einzig und allein Gott kann uns durch seinen Geist und sein Wort, das er uns gegeben hat, aufzeigen, was in unseren Herzen ist. Er ist der Einzige, der es erforschen kann (Jer 17,10). Sein Wort ist das Einzige, was bis zu unseren Herzen durchdringt (Hebr 4,12). Gottes Wort ist die einzige Quelle, die uns überführt, zurechtweist, erzieht und zurüstet (2Tim 3,16-17).
Unser Herz wird so rasch erobert. Oft können wir nur inmitten der Situation oder danach feststellen, was das Problem war, und dann Buße darüber tun.
Eine Übung für dich
Ich möchte dich ermutigen, dein Herz anhand von Gottes Wort zu erforschen und zu überlegen, welche Götzen dich reagieren lassen, wie du reagierst. Stelle dir selbst die Frage: „Was will ich?“
Denke an die letzten Tage zurück und nimm dir eine Situation vor, in der du wütend, ängstlich oder verzweifelt warst. Stelle dir folgende Fragen:
- Was war die Situation?
- Was war meine Reaktion?
- Was waren meine Gedanken?
Anhand deiner Gedanken kannst du die folgenden Sätze beenden. Der Satz beginnt entweder mit den zwei Lieblingsworten einer jeden Person „ICH WILL“ oder bei einer vergangenen Situation mit „ICH WOLLTE.“ Wie würdest du diesen Satz beenden? Ich wollte nur meine Ruhe nach einem stressigen Arbeitstag. Ich wollte Sicherheit. Ich wollte Frieden. Ich wollte …
Wir können uns schnell in Sünde verstricken und schnell unsere Freiheit in Christus zu einem Ausgangspunkt für Sünde machen (vgl. Gal 5,14-15; Hebr 12,1). Hier ist die Eroberung des Herzens:
- Wunsch/ Verlangen: Ich will.
- Bedürfnis: Ich brauche das, was ich will.
- Forderung: Ich muss das haben, was ich will und kann ohne das nicht leben.
- Erwartung: Du musst mir geben, was ich will.
- Enttäuschung: Du hast mir nicht gegeben, was ich wollte.
- Bestrafung: Weil du mir nicht gegeben hast, was ich will, werde ich wütend, …
Verstehe den Kampf deines Herzens und begreife, dass die Umstände wie ein Coronavirus nicht schuld an der Reaktion sind (Predigt zu 1Mo 4).
Wie reagieren?
Unsere Reaktion bringt das zum Vorschein, was in unserem Herzen ist. Die Antwort auf die Frage, wie wir reagieren sollen, scheint sich immer wieder zu wiederholen. Wir tun Buße und vertrauen auf Gott. Wir beten und lesen die Schrift. Wir lassen unsere Gesinnung erneuern (Röm 12,1-2) und wandeln würdig der Berufung, mit der wir berufen worden sind (Eph 4,1).
In den meisten Fällen, in denen wir sündig reagieren, sieht die Abfolge folgendermaßen aus:
Situation => Gefühle => Gedanken => Handeln
Wir bauen unser Denken und Handeln auf unseren Gefühlen auf, die wir in der betreffenden Situation entwickeln. Wir drehen uns um Gefühle und würden unser Herz mit unseren Gefühlen gleichsetzen.
Die Schrift hingegen zeigt uns die folgende Abfolge auf:
Situation => Gedanken => Handeln => Gefühle
Die Psalmen sind voll von dieser Wahrheit. Sie zeigen eine prekäre Situation auf, blicken oft auf die Gefühle (Verzweiflung, Wut, Angst) bevor es eine Wende gibt und das Denken geändert wird. Ein klassisches Beispiel dafür ist Psalm 73. Wenn sich das Denken auf die Wahrheit ausrichtet – die Schrift – dann sehen wir einen großen Gott, der uns vergeben hat und der seinen Sohn nicht verschont hat, damit wir ewiges Leben haben können (Joh 3,16; 2Kor 5,21). Wir sehen die Gnade, die Gott uns zuteil werden lässt und werden darüber staunen. Dann werden wir auf einmal das Richtige denken (vgl. Phil 4,8). Unser Denken muss immer der Schrift entspringen (Röm 12,1-2; Eph 4,22-24). Auf der Schrift aufbauend wollen wir handeln und werden Freude, Gelassenheit und Ruhe erleben, weil nur Gott uns das geben kann, wonach unser Herz so sehr verlangt.
Passe dein Denken der Wahrheit der Schrift an und handle entsprechend; dann werden die Gefühle folgen. Prüfe dein Herz in den herausfordernden Situationen deines Lebens und denke daran: Umstände sind nicht schuld!
“Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht. Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und alles, was er tut, gerät wohl. Nicht so die Gottlosen, sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht. Darum werden die Gottlosen nicht bestehen im Gericht, noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten. Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten; aber der Weg der Gottlosen führt ins Verderben.“ – Psalm 1 –
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(1) Alle zitierten Bibelverse entstammen der Schlachter 2000 Übersetzung, Copyright © Genfer Bibelgesellschaft, CH-1204 Genf.