Zeitaufwand: ca. 10 Min | Sam Jeanrichard | 03.05.2020
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Einleitung
Wie gehst du mit Katastrophen, Krankheiten, Verwirrung und Verzweiflung um? Was hält dich davon ab, in den Umständen deines Lebens nicht völlig am Boden zerstört zu sein? Es gibt nur eine Antwort. Wir wollen einen Psalm betrachten, der große Auswirkungen auf dein Leben haben kann:
“Dem Vorsänger. Von den Söhnen Korahs. Auf Alamoth. Ein Lied. Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein Helfer, bewährt in Nöten. Darum fürchten wir uns nicht, wenn auch die Erde umgekehrt wird und die Berge mitten ins Meer sinken, wenn auch seine Wasser wüten und schäumen und die Berge zittern vor seinem Ungestüm. (Sela.) Ein Strom mit seinen Bächen erfreut die Stadt Gottes, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten. Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken; Gott wird ihr helfen, wenn der Morgen anbricht. Die Völker toben, die Königreiche wanken; wenn Er seine Stimme erschallen lässt, dann zerschmilzt die Erde. Der Herr der Heerscharen ist mit uns; der Gott Jakobs ist unsere sichere Burg! (Sela.) Kommt her, schaut die Werke des Herrn, der Verwüstungen angerichtet hat auf Erden, der den Kriegen ein Ende macht bis ans Ende der Erde, der den Bogen zerbricht, den Speer zerschlägt und die Wagen mit Feuer verbrennt! »Seid still und erkennt, dass ich Gott bin; ich werde erhaben sein unter den Völkern, ich werde erhaben sein auf der Erde!« Der Herr der Heerscharen ist mit uns, der Gott Jakobs ist unsere sichere Burg! (Sela.)“
Es ist der Psalm, der Martin Luther veranlasst hat „Ein’ feste Burg ist unser Gott“ zu schreiben. Ihr findet in diesem Psalm einen Teilvers, der häufig und of zitiert wird – „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin“. Und vielleicht ist es das erste Mal, dass du diesen Vers in seinem Kontext gehört hast. Ein Psalm, der sich in drei Strophen aufteilt und uns die Antwort auf die Frage gibt, warum und wie wir in Zeiten der Turbulenz, der Veränderung, der Krankheit und des Chaos ruhig sein könne, sogar Freude und Stabilität erfahren können.
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Warum kann ich still sein?
Jeder von uns ist herausgefordert – Krankheit, Beziehungen, Einschränkungen, Finanzen oder familiäre Angelegenheiten. Du lebst in einer gefallenen Welt, in der es so schnell möglich ist, Angst zu haben und verzweifelt zu sein. Es ist so wunderbar, dass die Bibel uns die Wahrheit, warum wir in solchen Zeiten still sein können, aufzeigt.
1. FÜRCHTE DICH NICHT INMITTEN DER HERAUSFORDERUNGEN DEINES LEBENS, WEIL DEIN GOTT MIT DIR IST (2-4)
Die Antwort findet ihr in Vers 2. Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein Helfer, gegenwärtig in Nöten. Ihr Lieben, habt ihr das gelesen?! Wir haben einen persönlichen Gott. Der Psalmist schreibt nicht Gott ist Zuflucht, Stärke und Hilfe. Er verbindet es mit einem Personalpronomen: Gott ist UNSERE…
- Gott ist unsere Zuflucht. Er ist der Ort der Geborgenheit. Hinter dicken Schutzmauern fallen die Tore zu, damit der Feind nicht eindringen kann.
- Gott ist unsere Stärke. Nicht nur der Ort der Geborgenheit. Sondern auch die unüberwindbare Verteidigung.
- Gott ist unser Helfer, bewährt in Nöten. Und das wird nicht so deutlich, wie es gemeint ist. Bewährt kann auch mit gegenwärtig oder sehr präsent übersetzt werden. Gott zieht sich nicht zurück, wenn Krebs diagnostiziert wird. Wenn du nicht weißt, wie du finanziell durch die Coronakrise kommst oder herausgefordert bist, deine Kinder zuhause zu haben. Er zieht sich nicht zurück, er ist sehr gegenwärtig in Nöten.
Er ist wie der Vater, dessen Kind bei Nacht zu ihm kommt weil es angst hat, verwirrt ist, weil es schlecht geträumt hat. Der Vater, der dann nicht sagt: „Gehst du wohl zurück in dein Bett. Was fällt dir ein, mich zu wecken.“ Sondern der Vater, der seine Decke hochhebt, das Kind in seinen Arm nimmt, es zu sich nimmt und durch seinen einfachen Schutz der Zuflucht und Stärke beruhigt eine Hilfe in der Not ist. Wenn du Kinder hast, dann erinnere dich daran, wenn sie zu dir kommen und Hilfe brauchen, dass du in dieser Situation die Möglichkeit hast, Gott, deine Zuflucht, deine Stärke, deine gegenwärtige Hilfe zu repräsentieren. Nach einem Warum folgt ein Darum. Vers 3 Darum fürchten wir uns nicht. Fürchte dich nicht inmitten der Herausforderungen deines Lebens, weil dein Gott mit dir ist. Wir leben in einer Welt, die sich so schnell verändert. Aktuell stehen wir fast täglich vor neuen Informationen, wie wir mit Corona umgehen sollen. Du stehst vor Situationen, die scheinbar ausweglos sind. Das mag stimmen, was der Psalmist hier schreibt, ABER. Und so häufen wir Aussage und Aussage, Sorge um Sorge an, die uns dazu veranlassen, uns zu fürchten. Man hat fast den Eindruck, als ob der Psalmist das schon erwartet. Denn gleich mit vier Beispielen macht er deutlich, dass wir uns nicht fürchten müssen, wenn auch. Und er benutzt Elemente, die wir mit Stabilität oder Ruhe verbinden und setzt sie in ein turbulentes, lautes, unstabiles und beängstigendes Licht. Wenn auch die Erde umgekehrt wird. Wenn auch die Berge mitten ins Meer sinken. Wenn auch seine Wasser wüten und schäumen. Wenn auch die Berge zittern. In diesen Kontext schreibt er Vers 11. Nicht wie wir so häufig meinen in das Idyll bei WDL, wo du am ruhigen See sitzt und die Ruhe genießt. Nicht in die Idealvorstellung von Familie, Finanzen, Gesundheit und Arbeit. Seht ihr, zu schnell verbinden wir mit Vers 11 – Seid still – Ruhe, um es zu bekommen. Aber der Psalmit verbindet es mit Chaos, Katastrophen, Instabilität. Wanken, umkehren, schäumen, zittern. Das ist alles andere als Ruhe. Darum fürchten wir uns nicht, weil Gott mit uns ist. ER ist DEINE Zuflucht. ER ist DEINE Stärke. ER ist DEIN gegenwärtiger Helfer IN Nöten. Um das noch besser zu verstehen, ist es hilfreich, sich einen Antipsalm vor Augen zu führen, der sich etwa so anhören kann: „Mein … ist meine Zuflucht, Stärke und Hilfe in Nöten. Darum fürchte ich mich sehr, weil es mir jederzeit genommen werden kann. Weil die Welt sich verändert. Weil das, was ich will keine Stabilität bringt. Weil ich es verlieren könnte. Das macht mich unruhig und führt dazu, dass ich mehr und mehr davon haben will und alles daran setze, es nicht zu verlieren.“ Ihr lieben, Unruhe, Verwirrung, Tumult und Chaos kommen, wenn irgendetwas anderes als Gott deine Zuflucht, Stärke und Hilfe ist. Fürchte dich nicht inmitten der Herausforderungen deines Leben, weil dein Gott mit dir ist.
2. HABE ZUVERSICHT INMITTEN POLITISCHER VERWIRRUNG, WEIL DEIN GOTT EINEN GRÖSSEREN PLAN HAT (5-8
Verse 5-8 wechseln nicht das Thema, sondern greifen die Wahrheiten der ersten Verse auf und zeigen uns, warum wir Freude und Stabilität haben können. Habe Zuversicht inmitten politischer Verwirrung weil dein Gott einen größeren Plan hat. Die Verse erinnern uns daran, was Gott getan hat und was er tun wird. Wir lesen, dass Völker toben, Königreiche wanken. Und wir sehen das. Eine Unsicherheit in der Politik. Einige von euch haben die DDR am eigenen Leib erfahren. Wir hören von Tyrannen und Terrororganisationen. Wir lesen von Brexit, blicken besorgt auf die Coronakrise, in der die Politik einiges zu stemmen hat. Schaut in den Text. Vers 6 – Gott ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken. Das selbe Wort wie sinken in Vers 3. Das selbe Wort wie die wankenden Königreiche in Vers 7. Seht ihr die Ermutigung? Ein Strom mit seinen Bächen erfreut die Stadt Gottes. In diesem Psalm sehen wir den Schutz Jerusalems in Zeiten politischer Unruhe. Der Strom könnte sich auf Siloah beziehen – ein kleiner Bach. Überlegt einmal, was für eine Sicherheit eine stadtinterne Quelle bei einer Belagerung bringt. Die meisten Ausleger beziehen den Strom aber auf Gottes befriedigende, Seelendurst stillende Gegenwart in schwierigsten Zeiten. Das sollte dich erfreuen. Nicht eine kleine Freude, die ich im kleinen Zeh spüre, wenn ich darüber nachdenke. Erfreuen im Hebräischen ist ein explosionsartiger Ausdruck von emotionaler Freude oder Glück. Das muss raus! Die Gegenwart Gottes in der Not sollte uns erfreuen. Warum? Weil Gott einen größeren Plan hat, den er auch zu Ende bringt! Völker toben, Königreiche wanken. Seine Stimme lässt die Erde schmelzen – das ist dein Gott. Gott, der Nebukadnezar seinen Diener nennt (Jer 25ff). Gott, der Könige lenkt wie Wasserbäche (Spr 21,1). Er ist mit uns. Gott, der Herr der Heerscharen ist unsere feste Burg. Gott erfreut und uns lässt uns nicht wanken. Darum fürchten wir uns nicht, sondern haben Zuversicht selbst inmitten politischer Verwirrung, weil unser Gott einen größeren Plan hat.
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Wie kann ich still sein?
Wie komme ich dahin?! Ich will mich ja nicht fürchten und Zuversicht haben. Aber es ist so schwer. Ich werde so schnell abgelenkt von dem Lärm der Welt. Nachrichten, die die Coronazahlen jeden Tag veröffentlichen, einen Job, der nicht sicher ist. Kinder, die nicht in der Schule, sondern zuhause sind.
3. HALTE INNE UND ERKENNE: DEIN GOTT IST GOTT (9-12)
Es ist so turbulent, laut und unsicher. Wie, wie geht das? Der Psalmist gibt uns die Antwort in zwei Befehlspaaren, die damit einhergehen, dass wir innehalten. Dieser Psalm mit nur 12 Versen benutzt drei mal das Wort SELA. Eine musikalische Pause, innehalten und über das, was gerade gesungen wurde, nachdenken. Ein Zwischenspiel. Alle drei Strophen enden mit SELA. Die zwei Befehlspaare, die in den Versen 9-12 folgen, lassen dich innehalten und erkennen, dass dein Gott Gott ist. Während die ersten acht Verse uns keine Befehle geben, beginnt Vers 9 mit den Worten Kommt her und schaut. Das ist das erste, was wir tun. Wir nehmen eine Position ein, die es uns ermöglicht, zu schauen. Zu sehen, was Gott getan hat. Und hier ist nicht ein kurzer Blick gemeint. Schnell meine Bibel lesen, einen Haken beim Leseplan machen und weiter geht’s. Fünf Minuten später hast du vergessen, was du gelesen hast. Und es ist meine Sorge, dass ihr mehr kommt und schaut, was die Nachrichten, das Weltgeschehen oder dein Arbeitgeber sagt. Dass du sogar bereit bist, dich mit anderen Informationen vollzustopfen, die dich davon abhalten zu kommen und zu sehen. Komm und schau, was Gott getan hat. Es ist wie die Wanderung im Wald zu der Aussichtsplattform. Dort willst du hin, um über das Tal zu schauen und den Ausblick zu genießen. Staune über Gott, der seinen Plan vollendet. Souverän über allem thront. Lies Jeremia 25-29 und staune, wie Gott Königreiche präzise ein- und absetzt. Lies das Alte Testament, um die großen Taten Gottes anzuschauen. Halte inne und sehe die großen Taten Gottes. Wie ER Verwüstung anrichtet, wie ER Kriegen ein Ende macht, wie ER den Bogen zerbricht, den Speer zerschlägt und die Wagen verbrennt. Komm und schau! Das zweite Befehlspaar in Vers 11: Seid still und erkennt, dass ich Gott bin. Halte inne und erkenne: dein Gott ist Gott! Und du kannst diesen Befehl nicht umsetzen, bis du kommst und anschaust, was Gott getan hat. Wenn du seine unwandelbaren Werke siehst, kannst du still sein. Still sein bedeutet wörtlich loslassen oder ablassen (Menge). Lass ab von dem, woran du dich klammerst. Es geht nicht um deinen Plan, dein Reich und deinen Willen. Wenn das so ist, trifft der Antipsalm auf dich zu. Kein Wunder bist du unruhig, verzweifelt und gehetzt. Du bist nicht Gott! Halte inne, lass ab von dem, was du festhälst. Wie ich mir meine Ehe, Kinder, Finanzen oder Karriere vorgestellt habe. Erkenne, dass dein Gott Gott ist. Erkennen ist viel mehr als nur Informationen über Gott zu haben. Es ist ein Kennen, das dich ruhig macht. Ein intimes Kennen. Kenne deinen Gott und dein Gott wird dich ruhig, furchtlos und zuversichtlich machen! Gott ist es, der erhaben sein wird. Gott ist es, der erhaben ist. Er demonstriert seine Erhabenheit durch sein zielgerichtetes definitives Handeln. Deshalb ist er eine feste Burg!
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SCHLUSS
Kennst du deinen Gott? Kennst du Gott? Oder machst du dich folgender Gedanken schuldig: Wenn meine Umstände anders wären, könnte ich ja ruhig sein. Wenn ich bei WDL am Köriser See wohnen würde, in diesem Idyll, wäre es möglich, furchtlos und zuversichtlich zu sein, aber in meiner turbulenten, lauten, unzuverlässigen Welt… Erinnere dich, in welchem Kontext dieser Psalm steht. Der Psalmist konnte ruhig sein. Und wir haben so viel mehr. Wir wissen, dass Christus gestorben und auferstanden ist. Der Heilige Geist wohnt in uns. Das war nicht die Realität für den Psalmisten. Wir blicken auf das Kreuz und sehen, dass Gott die größte Turbulenz und Unsicherheit am Kreuz weggenommen hat – die Sünde, die uns von Gott trennt. Und wir kennen die Worte unseres Herrn, die dich jetzt vielleicht noch viel mehr ermutigen, wenn er in Matthäus 11,28 sagt:
“Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken!“
Flieh zu deinem Herrn, der deine Zuflucht, Stärke und gegenwärtige Hilfe ist. Fürchte dich nicht vor den wandelbaren Umständen der Welt, weil du einen unwandelbaren Gott hast! Flieh zum Herrn, der deine Freude und Stabilität ist. Der dich erquickt. Habe Zuversicht inmitten politischer Verwirrung, weil dein Gott seinen Plan vollendet. Flieh zum Herrn, komm und sieh seine Taten an. Lass ab und erkenne, dass Er Gott ist. Flieh zum Herrn, du, der du mühselig und beladen bist, so wird er dich erquicken.
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Alle zitierten Bibelverse entstammen der Schlachter 2000 Übersetzung, Copyright © Genfer Bibelgesellschaft, CH-1204 Genf.