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Martin

Mein Name ist Martin und ich bin in Hohenschönhausen aufgewachsen. Zunächst habe ich mit meiner Mutter und meiner Schwester zusammen gewohnt. Bis zur zweiten Klasse habe ich eine normale Schule besucht, ab der 3.Klasse musste ich auf eine Schule für Lernbehinderte wechseln. Dort habe ich mich öfter geprügelt und auch geklaut. Schon als Kind hatte ich epileptische Anfälle und wurde von meiner Mutter sogar zu einem Psychologen geschickt. Im Jahr 1995 ist meine Mutter dann an Krebs gestorben. Schon längere Zeit vorher lag sie krank im Bett bei meinen Großeltern und als ich eines Tages von der Arbeit kam, hieß es auf einmal, sie sei tot. Das hat mich ehrlich gesagt nur wenig berührt, da meine Großeltern viel wichtiger für mich waren. Darum habe ich auch anschließend bei ihnen gewohnt, später dann bei meinem Onkel. Nach der 9.Klasse bin ich ein Jahr auf eine Berufsschule gegangen, um danach auf die Akademie für Berufsförderung zu wechseln, wo ich auf den Beruf vorbereitet werden sollte. Dort hat mir das Gärtnern am meisten Spaß gemacht, denn ich wollte für Gott die Welt wieder in Ordnung bringen. Dass es Gott gibt, wusste ich, auch wenn meine Großeltern nie etwas darüber gesagt haben. Sie sind aber regelmäßig mit mir in die Kirche gegangen. Ich habe dann immer gedacht: „Wann ist die Zeit endlich um…“

Im Jahr 1996 habe ich meine erste Ausbildung zum Zierpflanzengärtner an dem Roten Kreuz Institut begonnen. Gleichzeitig habe ich dort im Internat gewohnt. Meistens habe ich für mich gelebt, keine Anweisungen ernstgenommen, mich mit anderen geprügelt, schlecht über andere geredet. Insgesamt bin ich immer schlecht aufgefallen. Hinterher habe ich meine Fehler zwar immer bereut, getan habe ich sie aber immer wieder. Mein Leben hat sich nicht verändert.

Als meine Ausbildung zu Ende ging, habe ich mir eine Wohnung gesucht, hatte aber nichts zu tun. Also bin ich tagtäglich in Berlin herumgelaufen, um die Stadt zu besichtigen. Nachts hing ich dann vor dem Fernseher. Jeder Gedanke an Gott hat mich traurig gemacht. Ich war durchweg allein und einsam und damit traurig. Meine Freunde vom Internat waren weg, ich habe fast keine Anrufe bekommen und hatte keine Arbeit. Mein einziges Ziel zu der Zeit war es, einen Job zu finden. Das stellte für mich meinen Lebenssinn dar. Zu der Zeit habe ich von meinem Freund ein Buch bekommen. Der Autor schrieb über den Glauben an Gott und sagte, man würde alle Wünsche von Gott erfüllt bekommen, hätte man nur genug Glauben an ihn. Doch das hat bei mir nicht funktioniert. Nachdem ich in meine Wohnung zog, habe ich einen Brief an Gott geschrieben, in dem ich alle meine Fehler aufschrieb und sie bereute. Den Brief hing ich an die Tür, doch schon bald war der Brief verblasst und ich schmiss ihn weg. Zu einem anderen Zeitpunkt habe ich Gott geschworen: „Ich will jeden Sonntag in die Kirche gehen“, doch diesen Schwur habe ich nicht eingehalten. Dann las ich in der Bibel: „Du sollst nicht fälschlich schwören, du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen.“ (Matthäus 5,33) und dachte: „Nun ist alles vorbei“. Im selben Jahr habe ich das Neue Testament gelesen und, doch nur die Evangelien – die Berichte über Leben, Tod und Auferstehung Jesu Christi habe ich verstanden. Ich wusste, dass Jesus Gott ist und Wunder getan hat. Aber mein Glaube an Gott war sehr schwankend. Manchmal habe ich nichts mehr gegessen und darauf gewartet, zu sterben. Ich habe einfach im Leben keinen Sinn mehr gesehen. Dann bekam ich eine ABM-Stelle und reparierte Fahrräder. Diese Arbeit hat mir Spaß gemacht, und ich war gerne auf der Arbeit. Dort war ich fröhlich, aber am Wochenende, als ich wieder alleine sein musste, kam die Traurigkeit zurück, und trotz Arbeit erschien mir alles sinnlos. Im Jahr 2003 konnte ich eine Lehre als Industriemechaniker beginnen, doch ich war immer der Außenseiter unter den Auszubildenden. Ende des Jahres 2005 habe ich ein Mädchen kennen gelernt, die schon verheiratet gewesen ist und damals geschieden lebte. Ein gläubiger Mann im Treffpunkt riet mir dringend von der Beziehung ab, aber ich wollte nicht auf ihn hören. So bin ich absichtlich die Beziehung eingegangen, um der Einsamkeit zu entfliehen. Danach bin ich nicht mehr zum Treffpunkt gegangen. Nicht viel später bekam ich Streit mit meiner Freundin und verlor jede Orientierung in meinem Leben. Ich wusste ganz genau, dass ich gegen Gott handelte. Schon vorher hatten mich die Christen gewarnt und gesagt: „Tu das nicht, denn es ist Ehebruch!“ Ich habe es trotzdem getan und wusste nun, dass ich kein Gelingen im Leben haben konnte, weil ich Gott ungehorsam war.
Ende Oktober 2006 bin ich zum ersten Mal wieder zum Treffpunkt gegangen und habe mit zwei Männern geredet und daraufhin Buße getan. Buße heißt, die Sünde bekennen, diese abzugeben und nicht mehr zu tun. Ich habe über meine Sünde geweint, weil die Konsequenzen mir so klar vor Augen waren. Dann habe ich Gott um Vergebung gebeten, und plötzlich war das Gefühl von Schuld und Angst weg. Ich wusste, Gott hat mir vergeben. Er hat Seine Liebe und Gnade durch Jesus Christus gezeigt. Unmittelbar darauf habe ich die Beziehung zu meiner Freundin beendet und sie um Vergebung gebeten, weil ich sie verletzt hatte. Ich habe auch oft für sie gebetet. Seitdem gehe ich regelmäßig in den Treffpunkt und in die Gemeinde. Nach der Gemeinde bin ich immer wieder alleine nach Hause gegangen. Gewundert habe ich mich dann, als ich nach dem Gottesdienst gefragt wurde, was ich am Nachmittag noch so mache. An einem anderen Sonntag habe ich dann zum ersten Mal eine Einladung einer Familie aus der Gemeinde angenommen. Seitdem treffe ich mich jeden Sonntag nach dem Gottesdienst mit den Leuten aus der Gemeinde. Nun weiß ich, ich bin niemals allein, denn Gott ist bei mir. Bald werde ich in eine WG ziehen und muss nicht mehr alleine wohnen. Außerdem habe ich schon bestimmte Dinge weggeschafft, die mich vom Wort Gottes ablenken, wie zum Beispiel der Fernseher oder der Computer. Jeden Tag spreche ich mich aus vor Gott, denn ohne Gebet und Gottes Wort geht es mir schlecht. Ich bin vollkommen abhängig von Gott. Vor einiger Zeit bin ich bei einer Prüfung durchgefallen. Ich habe mein Bestes gegeben und konnte das aus Gottes Hand annehmen. Der Prüfer wunderte sich damals: „Sie sind ja so ruhig?“

Nun studiere ich die Bibel und lerne Verse auswendig. An diese Verse kann ich mich dann erinnern, wenn ich von Satan angegriffen werde oder traurig bin. Dann denke ich an den Vers: „Freuet euch allezeit“ (1.Thessalonicher 5,16). Die Freude kommt von Gott und durch die Beziehung zu Gott. Oder wenn ich gerade eine Beschäftigung suche und zum Beispiel meine Wohnung putzen muss, denke ich an den Vers „Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegungen“ (Philipper 2,14).

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